SONNTAG LAETARE

Die Predigttexte: Jesaja 66,10-14

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Lukas 22,60-62 / Lukas 22,34

Montag 11.3.2024 – Der Fokus: Lukas 22,54-62 Die Verleugnung von PetrusLukas 22,60-62 / Lukas 22,34  – Jesus anschauen und verwandelt werden - Dekan Dr. Martin Hauff Ravensburg  

Wenn wir in unserem Leben immer wieder erkennen, nicht mutiger bekannt und nicht fröhlicher geglaubt zu haben, dann lassen wir uns verwandeln, indem wir unseren Blick auf Jesus richten, wie er Petrus nach seinen Verleugnungen angeblickt hat, richtend, aber zugleich auch aufrichtend und darin barmherzig

Die Orientierung: 

Lukas 22,55-62 Da sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet hatten und beisammensassen, setzte sich Petrus mitten unter sie. Es sah ihn aber eine Magd beim Feuer sitzen, schaute ihn an und sprach: Der war auch mit ihm! Er aber leugnete und sprach: Weib, ich kenne ihn nicht! Und bald darnach sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von ihnen! Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht! Und nach einer Weile von ungefähr einer Stunde bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, der war auch mit ihm; denn er ist ein Galiläer! Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst! Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, das er zu ihm gesprochen hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen! Und er ging hinaus und weinte bitterlich. 

Das Feuer knistert. Da wird Petrus jäh aus seinen Gedanken gerissen. Eine Magd hat ihn im Feuerschein genau angesehen. Beiläufig stellt sie fest: „Dieser war auch mit ihm.“ Man ahnt den Gefühlsorkan in Petrus: Ist diese Magd mit einer einfachen Bestätigung ihrer Feststellung zufrieden und geht dann achselzuckend wieder ihrem Geschäft nach? Oder will sie auch ihn ans Messer liefern? Hatte ihre Feststellung einen hämischen Unterton, oder eher einen mitleidig-erstaunten? Täte es ihr gut zu merken, einer aus dem Freundeskreis des Verhafteten bleibt ihm treu und steht zu ihm? Selbstverständlich will Petrus sich zu 150 Prozent für seinen Herrn und Meister einsetzen. Aber wegen dieser Magd jetzt das Leben riskieren? Nein, das will er sich lieber für den ganz großen Auftritt aufsparen – und hört sich, wie neben sich stehend, sagen: „Frau, ich kenne ihn nicht!“
Jetzt ist zum ersten Mal eingetreten, was Jesus vorausgesagt hatte: Petrus leugnet, dass er Jesus kennt. Zwei weitere Male wiederholt Petrus sein Leugnen. Er distanziert sich damit maximal von Jesus, dem er uneingeschränkte Treue bis in den Tod versprochen hatte. Mit seiner Leugnung, dass er Jesus kenne, bricht Petrus sein Treueversprechen, ja zerbricht er die Beziehung zwischen sich und Jesus. Beziehungs-Bruch, Beziehungs-Zerstörung, das ist es, was die Bibel „Sünde“ nennt.
 
Während Petrus noch redet, kräht der Hahn. Aber nun – und davon erzählt einzig der Evangelist Lukas – wendet der Herr sich um und sieht Petrus an. Indem Jesus Petrus ansieht, wird dieser an das letzte Zwiegespräch mit seinem Herrn im Abendmahlssaal erinnert: „Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.Lukas 22,34 Das Umwenden Jesu, sein richtender und zugleich aufrichtender und darin barmherziger Blick bringt Petrus zur jähen Selbsterkenntnis. Er merkt, was geschehen ist. Er ist zutiefst erschüttert über sich selbst und sein Scheitern. Seine Erschütterung ist so gewaltig, dass er hinausgeht und bitterlich weint. Dass Jesus ihn in seinem Scheitern gnädig anblickt, das ermöglicht Petrus tiefe Reue. Er geht hinaus und weint bittere Tränen der Reue. Diese Reue wird zum Wendepunkt, zum Beginn seiner Umkehr, die Jesus ebenfalls angekündigt hatte. Das Umwenden Jesu zu Petrus ermöglicht diesem sein Umkehren.

Wie der krähende Hahn Petrus sein Scheitern bewusst macht, so zeigt die Missbrauchsstudie der EKD Versäumnisse und Schuld in Kirche und Diakonie auf. Und sie ist eine theologische Anfrage an die Evangelische Kirche. Dass sie nicht zu schnell um Entschuldigung und Vergebung bittet. Denn sonst muss sie sich zu Recht die Anfrage gefallen lassen: Was ist das für eine Gemeinschaft, in der Versöhnung vor der Gerechtigkeit kommt, wo es Vergebung ohne Reue gibt, und wo die Täter mehr zählen als die Opfer? 
Zurück zu Petrus. Er geht hinaus und bereut. Er wird erst am Ostermorgen wieder auftauchen, um zum Grab Jesu zu laufen. Und dann wird ihm eine Vision des Auferstandenen widerfahren. In dieser Vision erfährt er Vergebung, neue Annahme und Indienstnahme. Jesu barmherziger Blick auf das Scheitern des Petrus eröffnet diesem eine neue Lebensperspektive. Denn wider Erwarten wird der Treuebruch nicht zum Schlusspunkt, sondern zum Anfangspunkt eines sich vertiefenden und reifenden Glaubens.

Petrus wird zu einer Schlüsselfigur für die entstehende Kirche. Bei Führungspersonen in Politik und Gesellschaft wird gerne nachgeforscht, ob früheres Versagen oder Fehlverhalten aufgespürt werden kann. Medial geschickt inszeniert, kann das den Wahlerfolg kosten. Petrus hingegen verschweigt sein Scheitern nicht und versteht sich als „gerechtfertigten Sünder“. Die Evangelien berichten in aller Offenheit vom Versagen und Scheitern des Petrus, weil sie darum wissen: Christus ist auch für die Sünden des Petrus gestorben. Aber gerade ihm, dem gerechtfertigten Sünder, eröffnet sich das Kapitel des Glaubens und der Mission. In seiner Apostelgeschichte berichtet Lukas davon, wie Petrus mehrfach ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus, dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn, ablegt: „Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ 

Petrus setzt sich mitten unter die Leute, die sich ums Feuer eingefunden haben. Sie sitzen dort gleichgültig, hämisch, sensationslüstern, vielleicht auch sehnsuchtsvoll, einen Nachfolger Jesu zu erleben, der authentisch ist und sich zu seinem Glauben bekennt. Mitten unter den Leuten, im Feuerschein der Gegenwart, ist der Platz der Christen und Christinnen, der Kirche – nicht im Rückzug aus der Gesellschaft. Sie werden ihr Bekenntnis zu Christus nicht wie eine Monstranz vor sich hertragen. Sie werden nicht auf alle hämischen und spöttischen Kommentare antworten. Sie bemühen sich, aus den vielerlei Stimmen ums Feuer der Gegenwart herum diejenigen herauszuhören, auf die sie Resonanz geben und mit einem persönlichen Bekenntnis antworten: „Ja, ich gehöre zur evangelischen Kirche – trotz all dem, was in ihr geschehen ist. Ja, ich stehe ein für die Würde jedes Menschen und sage nein zu Rassismus und Antisemitismus. Ja, ich bekenne mich zu Jesus Christus, dem Auferstandenen.“ Immer wieder gelingt es. Manchmal aber auch nicht. Spürt man uns als Kirche gegenwärtig nur Mutlosigkeit ab, oder ist da glaubwürdiges Bekennen jener lebendigen Hoffnung, die uns erfüllt? Wird deutlich, dass den vernehmbaren Worten der Erschütterung über die Missbrauchsstudie in der Kirche nun auch Taten folgen? Müssen wir als Kirche unserer Zeit nicht selbstkritisch gestehen: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt und nicht fröhlicher geglaubt haben?“

In der Niederlage hat Petrus die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass sein hehres Selbstbild nachhaltig erschüttert wurde. Seinen Treueschwur: „Herr, ich bin bereit, mit dir zu gehen…“ hatte er selbst entwertet mit der Leugnung: „Ich kenne ihn nicht!“ In seiner Niederlage hat Petrus aber zugleich die tröstliche Erfahrung gemacht, dass Jesus sich zu ihm umgewandt und ihn im Scheitern angesehen hat. Jesus seinerseits hat seine Beziehung zu Petrus durchgehalten. Jesus hat der Reue des Petrus Vergebung folgen lassen. So kann Petrus aus seiner Niederlage Stärke gewinnen, mit der er seine Schwestern und Brüder stärken kann. Denn Petrus wird zum Vorbild für einen Glauben, der mit sich selbst und anderen barmherziger wird, weil er seine eigenen Grenzen akzeptiert und Brüche nicht tabuisiert. Dann aber fixieren wir uns nicht auf Erschütterungen und Scheitern. Vielmehr halten wir ihnen die Lebenserfahrung von Joachim Gauck entgegen: „Ich weiß, wie viel Kraft dem Menschen innewohnt, wie viel er zu gestalten und wie er tatsächlich Dinge zum Guten zu wenden vermag.“ Amen. Dekan Dr. Martin Hauff, Ravensburg in seiner Predigt zum SONNTAG LÄTARE 2024


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Johannes 12,23+24

Dienstag 16.3.2021 – SONNTAG LAETARE - Johannes 12,23+24Jesus das fruchtbare WeizenkornHolgus

Zusammen als Früchte des Weizenkorns weiter reifen, das als Einziges die Erde, den Tod durchbrechen konnte, um millionenfache Frucht hervorzubringen

Die Faszination: 

Johannes 12,24 Doch Jesus erwiderte: "Die Zeit ist gekommen, in der die Herrlichkeit des Menschensohnes sichtbar wird. Ja, ich versichere euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde kommt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, wird es viele neue Körner hervorbringen.

Wir Kinder Gottes sind die Früchte, die aus dem Samen aufgewachsen sind, der als Einziger in die Erde eingegangen ist und aus ihr hervorgebrochen ist. Wir dürfen es genießen solch ein Samen an ihm unserem Halm zu sein und aufzuwachsen. Sein Tod macht die verfluchte Erde fruchtbar und sein Leben hat uns in sein Licht geführt. Zusammen dürfen wir eine Ehre bilden, dicht an dicht. – Gleichzeitig sind wir für das gleiche Schicksal wie er bestimmt. Voll ausgereift, können wir im Humus dieser Welt aufgehen, in die Schwierigkeiten dieser Welt hineinwurzeln und sie so verwandeln. Dabei löst sich unser selbstgefälliges Eigenleben auf, wenn wir es weiter diesem Prozess zur Verfügung stellen. Jede durchlebte Passionszeit nimmt löst uns weiter in der Erde auf und lässt uns im Himmel weiter reifen. Zusammen können wir uns von ihm in der Ehre getragen und reifend fühlen, gleichzeitig aber auch wie er sterbend, sich auflösend und sich ernährend in der Erde. So wächst auch ein Halm aus uns heraus, der sechzig, achtzig oder hundertfache Frucht bringt, wenn sie in dieselben Prozesse einsteigen. Wenn die Passionszeit dieses Wachstum weiter auslöst, dann hat sie ihren Sinn erfüllt und wir erleben die Herrlichkeit des Menschensohns zunehmend mehr. Holgus 16.3.2021

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Montag 23.2.2020 – SONNTAG LAETARE - Der Predigttext: Jesaja 66,10-14 - Jesaja 66,12-14Der Christ als TempelDer Tempel in Jerusalem - HOLGUS

Als Gottes Wohnungen und Tempel, innerlich voll gesättigt, Trost und Frieden in unseren Umfeldern – besonders in Krisenzeiten – verbreiten, bis der eine Tempel Gottes in Jerusalem voll zur Wirkung kommt

Die Ermutigung:

Jesaja 66,12-14 Denn so spricht Jahwe: "Seht, wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr, den Reichtum der Völker wie einen überfließenden Bach. Trinkt euch an dieser Fülle satt! Auf den Armen werdet ihr getragen, und auf den Knien wird man euch wiegen. Ich will euch trösten, wie nur eine Mutter trösten kann. Und an Jerusalem findet ihr Trost. Wenn ihr das erlebt, werdet ihr voll Freude sein, wie frisches Gras sprosst euer Lebensmut." Seinen Dienern offenbart Jahwe seine Macht, aber seine Feinde sind von ihm bedroht.

Diese Verheißung für Jerusalem wird sicher in der Zukunft erfüllt werden. Diese Stadt wird zu seiner Bestimmung finden, nach einem Kampf um sie während Jahrhunderten ja Jahrtausenden. Was Gott beruft und verheißt, das erfüllt er auch, darauf dürfen wir uns verlassen. Wie gut ist es heute in Christus schon Tempel Gottes sein zu können, den Gott versorgt wie eine Mutter sein Baby und aus dem zunehmend Frieden herausströmt. Dies ist das Markenzeichen von Gottes Tempeln, voll gesättigt sein und aus Frieden heraus zu agieren. Unfassbar ist es, was einmal in Zukunft Gott aus einer Stadt Jerusalem machen wird. Holgus 23.2.2020