Der Gottesdienst

Ich glaube, dass Gottesdienst Menschen verändert. Nicht schlagartig, nicht umwälzend. Ganz langsam geht es. Dazu braucht es ein ganzes Leben. Dafür braucht es viel Übung. Manchmal merkt man es überhaupt nicht. Aber manchmal geschieht es doch. Manchmal schaffe ich es, von mir selbst abzusehen und Gott in den Blick zu nehmen. Ich lasse meine Verletzungen zu und schäme mich nicht für meine Schwächen. Ich übe mich im Vertrauen und verlasse mich auf Gottes Wort. Ich bete mit Psalmworten, die schon so viele Menschen vor mir gebetet haben. Ich mache sie mir zu eigen und sehe im Gebet nicht nur mich, sondern auch all die anderen, die vor mir die Worte gebetet haben. Die sie in ihr Leben getragen haben und mit ihnen umgegangen sind.
Manchmal tritt Im Gottesdienst etwas Größeres in mein Leben. Dann spüre ich, wie aus einer Versammlung von „Ichs“ eine Gemeinschaft und ein Gegenüber für Gottes „Du“ wird. Beim Stillen Gebet. Oder wenn wir gemeinsam singen und alle Stimmen sich miteinander verweben und die Töne lebendig werden lassen. Im Friedensgruß beim Abendmahl. „Friede sei mit dir“. „Und mit dir“. Versöhnung.
Und dann höre ich den Segen, am Ende eines jeden Gottesdienstes. Er geht mit mir in meinen Alltag. Auf verworrenen Wege und in eine ungewisse Zukunft. Was weiß ich schon. Ich bin ja noch unterwegs. Woher ich komme, ahne ich. Aber wohin ich gehe? Was auf mich zukommt? Keine Ahnung. Aber ich weiß, Gottes Segen begleitet mich. „Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst. Ich bin mit dir. Ich begleite dich auf deinem Weg. Wenn du fortgehst und wenn du wieder zurückkommst. Du bist nicht allein.“ Eines Tages, wenn ich angekommen bin, dann werde ich im aufgehenden Licht des Segens die werden, die ich sein soll. Wer hätte das gedacht. Pfarrerin Dr. Henrike Frey-Anthes, Schwäbisch Hall aus ihrer Predigt zum 14.SONNTAG NACH TRINITATIS 2025