Der Wortlauf

Im übrigen betet für uns Brüder, daß das Wort des Herrn weiter Wellen schlägt und verherrlicht wird, wie bei euch, 2.Thess 3,1

Mit dem Wort, ausgesprochen aus seinem Mund, entstand sie, die Mutter aller Schöpfungen, unsere Erde. Lange dauerte es bis dieses Wort Wahrheit wurde und bis es in einem Menschen Fleisch werden, durch dessen Tod, Leben neuer Qualität entstehen konnte. Seither sucht dieses Wort Fleisch, das sich ihm mit dem Geist und allen Sinnen öffnet.

Zuerst wurden Menschen erfasst, die seine menschliche Erscheinung sahen und ihm nachfolgten, mehr schlecht als recht, bis sie entzündet wurden durch den, der das Wort ins Laufen bringt, den Geist der Wahrheit. Das Wort multiplizierte, potenzierte sich, fand Fleisch das sich hingab, trotz Widerstand, Verfolgung, teilweise bis zum Märtyrertod. Familiäre Einheit entstand zwischen Ihnen, dann mit den vielen, bei denen dieses Wort Zugang fand, zunehmend ausrichten konnte wozu es gesandt war, durch Wort und Tat. Seither läuft dieses Wort von einem zum anderen in zunehmender Dichte gleich einem Netz, das immer enger gestrickt wird, das den einfängt, der es zulässt.

Diese Seite ist eine weitere Seite, nachgeschrieben den Vorworten, um zu entzünden, anzustecken, offen zu werden, gefangen genommen und gleichzeitig freigesetzt zu werden. Möchtest Du dieses Netz weiter spinnen? Sollen sich immer mehr Menschen darin verfangen können, hoffnungslos verliebt in die Wahrheit, in die Person die freimacht, verliebt in die Liebe, die den höchsten Preis gezahlt hat und in den Frieden, der höher ist als alle Vernunft?

Der Wortlauf wird immer wieder angefeuert durch das Lesen der ganzen Schrift. Dietrich Bonhoefer schreibt: "Die Schrift ist ein Corpus, ein lebendiges Ganzes. Die fortlaufende Lesung biblischer Bücher zwingt jeden, der hören will, sich dorthin zu begeben, sich dort finden zu lassen, wo Gott zum Heil der Menschen ein für allemal gehandelt hat."

Die  Jesuslaufabschnitte auf der Startseíte organisieren das Bibellesen, deshalb an der ganzen Schrift. Für mich Holgus, war der Leseplan von Tim Ruthven's Edelsteine des Alten und Neuen Testamentes die beste Einteilung, weil die Textabschnitte morgens in der stillen Zeit gut lesbar sind und die Bibel in zwei Jahren durchgelesen werden kann. Unterbrochen wird das Lesen immer wieder - wenn möglich - jeden Sonntag durch die Predigttexte orientiert an den Zeiten des Kirchenjahrs, die in den Losungen der Herrenhuter Brüdergemeinde vorgegeben sind und in vielen evangelischen Landeskirchen als Grundlage für die Predigt dienen. Ab dem Jahr 2017 habe ich inspiriert von der Bibel "Die Geschichte" und von den Büchern von Karl-Heinz Vanheiden begonnen die Bibel chronologisch zu lesen. Die von mir gestalteten Chroniken bilden nun die Leitfäden, nach denen ich die Bibel lese. Der Vorteil ist, dass ich die Zusammenhänge der Bibelbücher besser verstehe und in die Zeit eintauchen kann, von der die Bibel berichtet.

Jeder der bis hierher nachgelesen hat, kann weiter lesen, beginnen zu schreiben, sich auszutauschen, gut vorbereitet den Vorläufern nachlaufen, deren Maßstäbe übernehmen, sie wie bei einer Staffel laufen lassen, um Gottes Reich weiter auszubreiten und in uns zu verinnerlichen in dieser Welt. Die Spalte rechts soll ermutigen, aus dem Bibellesen eines Buches der Bibel oder einer Kirchenjahrsphase einen spannungsreichen Prozess zu machen.

Holgus 21.3.2007 ergänzt am 3.1.2019

Der Wortlauf nach Anselm Grün und Fidelis Ruppert aus ihrem Buch "Bete und arbeite"

Die Väter benutzen die heilige Schrift als "lectio continua", als fortlaufende Lesung, das heißt, sie wählten für ihre Lektüre nicht bestimmte Texte oder Bücher der heiligen Schrift aus, sondern lasen einfach der Reihe nach die ganze Schrift und begannen schließlich wieder von vorne. Das bedeutet unter anderem, dass man sich in einem "Spiegel" betrachtet. (Nach Augustinus ist die Bibel ein Spiegel) Der Leser soll sich dort wiedererkennen, prüfen, ob er dem entspricht, was sie ihm vor Augen stellt und die Texte nicht beliebig auswählt, sein Leben nicht ständig mit seinen Lieblingstexten konfrontiert, sondern es immer mit der ganzen Schrift in Beziehung bringt. Das vermeidet nicht nur Eintönigkeit, sondern auf diese Weise wird der Leser immer wieder aus seinen eigenen Denkschematas herausgeholt und oft in überraschender Weise mit Gott konfrontiert.

Es braucht viel Ausdauer und Mut, in dieser Weise beständig sein Leben mit der Schrift zu konfrontieren und in spontaner und ungeschminkter Weise betend darauf zu reagieren. Aber nur so kann die Schrift in einer sehr persönlichen Weise durchgebetet werden und zu einer "gebetenen Lesung" werden; zugleich wird dann im Licht des Wortes Gottes das eigene Leben mit seinen Höhen und Tiefen tagtäglich durchgebetet und vor Gott ausgebreitet, dass er es annehme.

Der Wortlauf nach Dietrich Bonhöfer, durch die Identifikation mit den biblischen Gestalten und dem Miterleben der biblischen Geschichten:

Wir bekommen Teil an dem, was einst zu unserem Heil geschah, wir ziehen, uns selbst vergessend und verlierend, mit durch das rote Meer, durch die Wüste, über den Jordan ins gelobte Land, wir fallen mit Israel in Zweifel und Unglauben und erfahren durch Strafe und Buße wieder Gottes Hilfe und Treue; und das alles ist nicht Träumerei, sondern heilige, göttliche Wirklichkeit. Wir werden aus unserer eigenen Existenz herausgerissen und mitten hineinversetzt in die heilige Geschichte Gottes auf Erden. Dort hat Gott an uns gehandelt, und dort handelt er noch heute an uns, an unseren Nöten und Sünden durch Zorn und Gnade. Nicht in unserem Leben muss sich Gottes Hilfe und Gegenwart erst noch erweisen, sondern im Leben Jesu Christi hat sich Gottes Gegenwart und Hilfe für uns erwiesen. Es ist in der Tat wichtiger für uns zu wissen, was Gott an Israel tat, was er an seinem Sohn Jesus Christus tat, als zu erforschen, was Gott heute mit mir vorhat. Dietrich Bonhöfer aus "Gemeinsames Leben S.44"

Der Wortlauf nach Martin Luther:  Ich hab mein thelogiam nit auff einmal gelernt, sondern hab ymmer tiefer grubeln mussen. - Was dem Vieh die Weide, dem Menschen die Wohnung, dem Vogel das Nest, dem Fisch der Strom, der Gemse der Fels ist, das ist die heilige Schrift der gläubigen Seele.

Der Wortlauf nach Martin Schleske: Hineinfühlen in das Wort Gottes: Es geht nicht darum, dass ich etwas fühle, sondern, dass ich mich hineinfühle in das Wort Gottes. Die Bibel lesen, um etwas zu fühlen? Da nehme ich mir etwas! Doch mich hineinfühlen: da gebe ich etwas - nämlich mich selbst. Hierin unterscheidet sich die Selbstsucht von der Liebe zu Gott. Und diese Liebe hat ihr Übungsfeld in unserer Liebe zu seinem Wort - eine Liebe, die innige Zeiten sucht, die unser Nachdenken sucht und die - wie jede Liebe - auch das Hineinfühlen sucht.

Der Wortlauf nach Jamie Lash: Von Gott jeden Tag geküsst werden: Sehnst Du Dich danach von Gott zu hören, von ihm geküsst zu werden? Es ist sein Verlangen Dir täglich einen Kuss zu geben, eigentlich so viele Küsse wie Du bekommen möchtest. Die Küsse Yeshuas sind Leben spendend. In der Bibel heißt es, dass der Mensch nicht allein vom Brot lebt, sondern von einem jeglichen Wort, das aus seinem Munde geht. Empfange einen Kuss, indem Du heute in deiner Bibel liest. Wenn Du noch nicht mit regelmäßiger Bibellese begonnen hast, ist jetzt die Zeit dafür. Fang mit einem Kapitel pro Tag an. Sei treu. Sei ausdauernd. Lese Gottes Wort in einer Erwartungshaltung mit dem Wunsch geküsst zu werden. Jamie Lash LASKAD 20

Der Wortlauf nach Henry Nouwen: Wir achten darauf dass in unserem Leben Platz bleibt um sensibler und empfänglicher für das Wort Gottes zu werden. In diesem riskanten Vorgehen finden wir etwas, das auf wundervolle Weise über alles hinausgeht, was wir selbst aus eigener Kraft und ohne Gott hätten tun können. Das ist eine Lektion, die ich immer und immer wieder neu lerne. So übe ich diese Art von Disziplin. Ich strecke meine Hände aus und vertraue dass er im richtigen Augenblick da ist und mich auffängt.

Der Wortlauf nach Frere John von Taize: Unser Glaube vertieft sich, wenn wir immer wieder die grundlegenden Texte der Bibel lesen und uns auf sie einlassen, so als ob sie uns immer noch etwas Neues zu sagen hätten. Denn wenn wir glauben, eine Wirklichkeit bereits zu kennen, alles Wissenswertes über sie bereits zu wissen und ihr nichts Neues abgewinnen können, dann hat diese Wirklichkeit in gewissem Sinne aufgehört, für uns zu existieren. Sie ist dann wie ein weiterer Einrichtungsgegenstand unserer inneren Welt geworden. – Für einen Glaubenden ist die Bibel nicht einfach eine Sammlung von Aussprüchen, Erzählungen und Handlungen von Menschen; durch diese Wirklichkeit treten wir vielmehr auf unergründliche Weise in Kontakt mit dem lebendigen Gott, mit dem, der immer jenseits von all dem ist, was wir von ihm begriffen haben. Dies ist die tief greifende Dynamik der Bibel: Gott benutzt das, was uns zur Verfügung steht, um uns dahin zu führen, wo wir noch niemals waren, nämlich in die unerwartete Fülle des Lebens. JVTWZF 7

Der Wortlauf nach Richard Rohr: Die Bibel ist die Einladung zu einer Reise, auf der wir sie als spirituellen Weg entdecken. Wir brauchen den Weg durch die gesamte Bibel, um alle die Charakterzüge von Rache, Strafe und Kleinkariertheit loszuwerden, die wir auf Gott projizieren, weil sie uns in den Knochen steckt. Aber zunächst einmal müssen wir die Aufgabe erledigen, anhand unserer punktuellen Einsichten einen spirituellen Weg zu erkennen. Denken sie daran: Die Art, wie die Punkte ihrer Reise miteinander verbinden, wird darüber bestimmen, wo sie am Ende ankommen. Der Prozess als solcher ist also wichtig; er bestimmt, was dabei herauskommt. Es gibt Bibeltexte, die uns auf unserem spirituellen Weg zwei Schritte zurückzuwerfen scheinen; aber immerhin verstärken sie unser dringendes Bedürfnis, vorwärtszukommen, und sie werden unser Verständnis vertiefen, wenn wir dann tatsächlich weiterkommen. Richard Rohr ROHIHG 15