Sardes 68/69 nach Christus

Genauso bedrückt es auch Johannes in diesem Sendschreiben an die Gemeinde in Sardes, wenn er sie in der Reihe seiner Gemeinden ansieht. Im Hinblick auf jene hat er viele lebendige Beziehungen vor Augen. Er sieht Weggefährtinnen und -gefährten vor sich, die eng mit ihm verbunden sind, weil sie wie er aus der Hoffnung auf den Auferstandenen leben.

Die Gegend von Sardes nennen wir heute die türkische Ägäis. Auch die Gemeinde dort gehörte bisher zur Reihe der dem Johannes vertrauten Gemeinden. Aber die Beziehungen sind kühler geworden, der Abstand groß. Es ist gewiss nicht so, dass es keine Menschen mehr gäbe dort, die sich Christinnen und Christen genannt hätten. So war es sicher nicht! Im Gegenteil!

Sardes war eine Gemeinde, die sich einen Namen gemacht hat. Anscheinend ungehindert kann sie ihre Gottesdienste feiern - und das in einer Zeit, in der die Christen sonst im ganzen Römischen Reich grausam verfolgt wurden. Im Sendschreiben an die Gemeinde in Sardes jedoch klingt von diesen Verfolgungen gar nichts an. Die Anhänger Jesu scheinen dazuzugehören in dieser reichen und selbstbewussten Stadt, wo es den Bürge-rinnen und Bürgern gut geht. Oder genauer: wieder gut.

Denn einige Jahrzehnte zuvor hatte ein schreckliches Erdbeben die seit Jahrhunderten für ihren sagenhaften Reichtum bekannte Stadt vollständig zerstört. Aber der römische Staat unter Kaiser Tiberius ließ sie nicht im Stich. Sardes wurde wieder aufgebaut. Handwerk, Handel, Baumwollproduktion, Färberei sowie die Goldgewinnung blühten wieder auf und davon profitierten die Bürger – und offensichtlich auch die Christinnen und Christen.
Und das verwundert dann doch. Denn wo der Kaiser so allgegenwärtig war, da blühte gewiss auch der Kaiserkult. Da standen die Tempel mit den Bildern des Imperators, der göttlich verehrt wurde. Dort knieten die Tempelbesucherinnen und -besucher nieder und brachten – so wie es für jeden Bürger Pflicht war – dem Kaiser ihr Opfer dar. Sie beteten Macht, Ruhm und Stärke an.
Die Christinnen und Christen von Sardes scheinen Mittel und Wege gefunden zu haben, beides zu vereinen: den Kaiserkult zu betreiben und doch zugleich auch christliche Gemeinde zu sein.
In Johannes‘ Augen sind sie nachlässig geworden und haben sich besudelt.
Deshalb schreibt er ihnen: Wie ein Dieb wird Gott deshalb über die Stadt kommen, weil die Leute so oberflächlich und gedankenlos sind. Genauso, wie es der Stadt Jahrhunderte vorher bei einem Angriff der feindlichen Perser passiert war. Pfarrer Florian Link, Stuttgart in seiner Predigt zum Buß und Bettag 2022

Sardes 68/69 nach Christus

Genauso bedrückt es auch Johannes in diesem Sendschreiben an die Gemeinde in Sardes, wenn er sie in der Reihe seiner Gemeinden ansieht. Im Hinblick auf jene hat er viele lebendige Beziehungen vor Augen. Er sieht Weggefährtinnen und -gefährten vor sich, die eng mit ihm verbunden sind, weil sie wie er aus der Hoffnung auf den Auferstandenen leben.

Die Gegend von Sardes nennen wir heute die türkische Ägäis. Auch die Gemeinde dort gehörte bisher zur Reihe der dem Johannes vertrauten Gemeinden. Aber die Beziehungen sind kühler geworden, der Abstand groß. Es ist gewiss nicht so, dass es keine Menschen mehr gäbe dort, die sich Christinnen und Christen genannt hätten. So war es sicher nicht! Im Gegenteil!

Sardes war eine Gemeinde, die sich einen Namen gemacht hat. Anscheinend ungehindert kann sie ihre Gottesdienste feiern - und das in einer Zeit, in der die Christen sonst im ganzen Römischen Reich grausam verfolgt wurden. Im Sendschreiben an die Gemeinde in Sardes jedoch klingt von diesen Verfolgungen gar nichts an. Die Anhänger Jesu scheinen dazuzugehören in dieser reichen und selbstbewussten Stadt, wo es den Bürge-rinnen und Bürgern gut geht. Oder genauer: wieder gut.

Denn einige Jahrzehnte zuvor hatte ein schreckliches Erdbeben die seit Jahrhunderten für ihren sagenhaften Reichtum bekannte Stadt vollständig zerstört. Aber der römische Staat unter Kaiser Tiberius ließ sie nicht im Stich. Sardes wurde wieder aufgebaut. Handwerk, Handel, Baumwollproduktion, Färberei sowie die Goldgewinnung blühten wieder auf und davon profitierten die Bürger – und offensichtlich auch die Christinnen und Christen.
Und das verwundert dann doch. Denn wo der Kaiser so allgegenwärtig war, da blühte gewiss auch der Kaiserkult. Da standen die Tempel mit den Bildern des Imperators, der göttlich verehrt wurde. Dort knieten die Tempelbesucherinnen und -besucher nieder und brachten – so wie es für jeden Bürger Pflicht war – dem Kaiser ihr Opfer dar. Sie beteten Macht, Ruhm und Stärke an.
Die Christinnen und Christen von Sardes scheinen Mittel und Wege gefunden zu haben, beides zu vereinen: den Kaiserkult zu betreiben und doch zugleich auch christliche Gemeinde zu sein.
In Johannes‘ Augen sind sie nachlässig geworden und haben sich besudelt.
Deshalb schreibt er ihnen: Wie ein Dieb wird Gott deshalb über die Stadt kommen, weil die Leute so oberflächlich und gedankenlos sind. Genauso, wie es der Stadt Jahrhunderte vorher bei einem Angriff der feindlichen Perser passiert war. Pfarrer Florian Link, Stuttgart in seiner Predigt zum Buß und Bettag 2022