Die Chronik

Paulus folgt der Idee, dass wir uns auf einem Weg durch die Zeit befinden, der auf ein Ziel zustrebt, mag dieses Ziel auch nicht mehr das Gottesreich sein, sondern ein universeller Friede, ein technisches Paradies oder weltweite demokratische Verhältnisse. Wenn man fragt, wo diese Idee ihren Anfang genommen hat, stößt man wieder auf den Namen Paulus. So wie Kopernikus das astronomische Weltbild verändert hat, so hat Paulus sozusagen den antiken Zeitsinn revolutioniert. In der heidnischen Umwelt wurde Zeit als ein Kreislauf erlebt, in dem Ereignisse wie Tod und Geburt, Werden und Vergehen immer wiederkehren. – Für ihn ist der Messias schon gekommen und gleichzeitig wird er noch erwartet. – Diese Situation zwischen Schon und Noch-nicht, zwischen Erfüllung und Hoffnung führte bei Paulus zu einem extrem spannungsgeladenen Lebensgefühl. Oft war er hin und hergerissen zwischen seiner Sehnsucht und seinem Verantwortungsgefühl. Alois Prinz PRIDEC163/164