Jesus anschauen und verwandelt werden

27.11.2020 Heute Morgen habe ich mir Jesus angeschaut, als er bei seiner Ankunft bei Johannes am Jordan von Gott selbst angesprochen wurde: Dies ist mein Sohn an dem ich Wohlgefallen habe. Danach habe ich leider zu kurz wahrgenommen, wie er ausgesehen und gefühlt haben mag.

.

Lukas 22,60-62 / Lukas 22,34

Montag 11.3.2024 – Der Fokus: Lukas 22,54-62 Die Verleugnung von PetrusLukas 22,60-62 / Lukas 22,34  – Jesus anschauen und verwandelt werden - Dekan Dr. Martin Hauff Ravensburg  

Wenn wir in unserem Leben immer wieder erkennen, nicht mutiger bekannt und nicht fröhlicher geglaubt zu haben, dann lassen wir uns verwandeln, indem wir unseren Blick auf Jesus richten, wie er Petrus nach seinen Verleugnungen angeblickt hat, richtend, aber zugleich auch aufrichtend und darin barmherzig

Die Orientierung: 

Lukas 22,55-62 Da sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet hatten und beisammensassen, setzte sich Petrus mitten unter sie. Es sah ihn aber eine Magd beim Feuer sitzen, schaute ihn an und sprach: Der war auch mit ihm! Er aber leugnete und sprach: Weib, ich kenne ihn nicht! Und bald darnach sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von ihnen! Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht! Und nach einer Weile von ungefähr einer Stunde bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, der war auch mit ihm; denn er ist ein Galiläer! Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst! Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich um und sah Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Herrn, das er zu ihm gesprochen hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen! Und er ging hinaus und weinte bitterlich. 

Das Feuer knistert. Da wird Petrus jäh aus seinen Gedanken gerissen. Eine Magd hat ihn im Feuerschein genau angesehen. Beiläufig stellt sie fest: „Dieser war auch mit ihm.“ Man ahnt den Gefühlsorkan in Petrus: Ist diese Magd mit einer einfachen Bestätigung ihrer Feststellung zufrieden und geht dann achselzuckend wieder ihrem Geschäft nach? Oder will sie auch ihn ans Messer liefern? Hatte ihre Feststellung einen hämischen Unterton, oder eher einen mitleidig-erstaunten? Täte es ihr gut zu merken, einer aus dem Freundeskreis des Verhafteten bleibt ihm treu und steht zu ihm? Selbstverständlich will Petrus sich zu 150 Prozent für seinen Herrn und Meister einsetzen. Aber wegen dieser Magd jetzt das Leben riskieren? Nein, das will er sich lieber für den ganz großen Auftritt aufsparen – und hört sich, wie neben sich stehend, sagen: „Frau, ich kenne ihn nicht!“
Jetzt ist zum ersten Mal eingetreten, was Jesus vorausgesagt hatte: Petrus leugnet, dass er Jesus kennt. Zwei weitere Male wiederholt Petrus sein Leugnen. Er distanziert sich damit maximal von Jesus, dem er uneingeschränkte Treue bis in den Tod versprochen hatte. Mit seiner Leugnung, dass er Jesus kenne, bricht Petrus sein Treueversprechen, ja zerbricht er die Beziehung zwischen sich und Jesus. Beziehungs-Bruch, Beziehungs-Zerstörung, das ist es, was die Bibel „Sünde“ nennt.
 
Während Petrus noch redet, kräht der Hahn. Aber nun – und davon erzählt einzig der Evangelist Lukas – wendet der Herr sich um und sieht Petrus an. Indem Jesus Petrus ansieht, wird dieser an das letzte Zwiegespräch mit seinem Herrn im Abendmahlssaal erinnert: „Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.Lukas 22,34 Das Umwenden Jesu, sein richtender und zugleich aufrichtender und darin barmherziger Blick bringt Petrus zur jähen Selbsterkenntnis. Er merkt, was geschehen ist. Er ist zutiefst erschüttert über sich selbst und sein Scheitern. Seine Erschütterung ist so gewaltig, dass er hinausgeht und bitterlich weint. Dass Jesus ihn in seinem Scheitern gnädig anblickt, das ermöglicht Petrus tiefe Reue. Er geht hinaus und weint bittere Tränen der Reue. Diese Reue wird zum Wendepunkt, zum Beginn seiner Umkehr, die Jesus ebenfalls angekündigt hatte. Das Umwenden Jesu zu Petrus ermöglicht diesem sein Umkehren.

Wie der krähende Hahn Petrus sein Scheitern bewusst macht, so zeigt die Missbrauchsstudie der EKD Versäumnisse und Schuld in Kirche und Diakonie auf. Und sie ist eine theologische Anfrage an die Evangelische Kirche. Dass sie nicht zu schnell um Entschuldigung und Vergebung bittet. Denn sonst muss sie sich zu Recht die Anfrage gefallen lassen: Was ist das für eine Gemeinschaft, in der Versöhnung vor der Gerechtigkeit kommt, wo es Vergebung ohne Reue gibt, und wo die Täter mehr zählen als die Opfer? 
Zurück zu Petrus. Er geht hinaus und bereut. Er wird erst am Ostermorgen wieder auftauchen, um zum Grab Jesu zu laufen. Und dann wird ihm eine Vision des Auferstandenen widerfahren. In dieser Vision erfährt er Vergebung, neue Annahme und Indienstnahme. Jesu barmherziger Blick auf das Scheitern des Petrus eröffnet diesem eine neue Lebensperspektive. Denn wider Erwarten wird der Treuebruch nicht zum Schlusspunkt, sondern zum Anfangspunkt eines sich vertiefenden und reifenden Glaubens.

Petrus wird zu einer Schlüsselfigur für die entstehende Kirche. Bei Führungspersonen in Politik und Gesellschaft wird gerne nachgeforscht, ob früheres Versagen oder Fehlverhalten aufgespürt werden kann. Medial geschickt inszeniert, kann das den Wahlerfolg kosten. Petrus hingegen verschweigt sein Scheitern nicht und versteht sich als „gerechtfertigten Sünder“. Die Evangelien berichten in aller Offenheit vom Versagen und Scheitern des Petrus, weil sie darum wissen: Christus ist auch für die Sünden des Petrus gestorben. Aber gerade ihm, dem gerechtfertigten Sünder, eröffnet sich das Kapitel des Glaubens und der Mission. In seiner Apostelgeschichte berichtet Lukas davon, wie Petrus mehrfach ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus, dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn, ablegt: „Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!“ 

Petrus setzt sich mitten unter die Leute, die sich ums Feuer eingefunden haben. Sie sitzen dort gleichgültig, hämisch, sensationslüstern, vielleicht auch sehnsuchtsvoll, einen Nachfolger Jesu zu erleben, der authentisch ist und sich zu seinem Glauben bekennt. Mitten unter den Leuten, im Feuerschein der Gegenwart, ist der Platz der Christen und Christinnen, der Kirche – nicht im Rückzug aus der Gesellschaft. Sie werden ihr Bekenntnis zu Christus nicht wie eine Monstranz vor sich hertragen. Sie werden nicht auf alle hämischen und spöttischen Kommentare antworten. Sie bemühen sich, aus den vielerlei Stimmen ums Feuer der Gegenwart herum diejenigen herauszuhören, auf die sie Resonanz geben und mit einem persönlichen Bekenntnis antworten: „Ja, ich gehöre zur evangelischen Kirche – trotz all dem, was in ihr geschehen ist. Ja, ich stehe ein für die Würde jedes Menschen und sage nein zu Rassismus und Antisemitismus. Ja, ich bekenne mich zu Jesus Christus, dem Auferstandenen.“ Immer wieder gelingt es. Manchmal aber auch nicht. Spürt man uns als Kirche gegenwärtig nur Mutlosigkeit ab, oder ist da glaubwürdiges Bekennen jener lebendigen Hoffnung, die uns erfüllt? Wird deutlich, dass den vernehmbaren Worten der Erschütterung über die Missbrauchsstudie in der Kirche nun auch Taten folgen? Müssen wir als Kirche unserer Zeit nicht selbstkritisch gestehen: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt und nicht fröhlicher geglaubt haben?“

In der Niederlage hat Petrus die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass sein hehres Selbstbild nachhaltig erschüttert wurde. Seinen Treueschwur: „Herr, ich bin bereit, mit dir zu gehen…“ hatte er selbst entwertet mit der Leugnung: „Ich kenne ihn nicht!“ In seiner Niederlage hat Petrus aber zugleich die tröstliche Erfahrung gemacht, dass Jesus sich zu ihm umgewandt und ihn im Scheitern angesehen hat. Jesus seinerseits hat seine Beziehung zu Petrus durchgehalten. Jesus hat der Reue des Petrus Vergebung folgen lassen. So kann Petrus aus seiner Niederlage Stärke gewinnen, mit der er seine Schwestern und Brüder stärken kann. Denn Petrus wird zum Vorbild für einen Glauben, der mit sich selbst und anderen barmherziger wird, weil er seine eigenen Grenzen akzeptiert und Brüche nicht tabuisiert. Dann aber fixieren wir uns nicht auf Erschütterungen und Scheitern. Vielmehr halten wir ihnen die Lebenserfahrung von Joachim Gauck entgegen: „Ich weiß, wie viel Kraft dem Menschen innewohnt, wie viel er zu gestalten und wie er tatsächlich Dinge zum Guten zu wenden vermag.“ Amen. Dekan Dr. Martin Hauff, Ravensburg in seiner Predigt zum SONNTAG LÄTARE 2024


Foto Fotolia

.

Markus 16,12+13 / Hebräer 11,27

Freitag 9.4.2021 – Der Fokus: Markus 16,9-14 Jesu zeigt sich seinen Nachfolgern als Auferstandener - Markus 16,12+13 / Hebräer 11,27Jesus anschauen und verwandelt werden - CHAÄHN 158 

Mit Jesus im Leben unterwegs sein, ihn immer wieder neu entdecken, wie er wirklich ist und ihm dann wie einem unsichtbaren Begleiter folgen

Die Faszination:

Markus 16,12+13 Darnach, da zwei aus ihnen wandelten, offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt, da sie aufs Feld gingen. Und die gingen auch hin und verkündigten das den anderen; denen glaubten sie auch nicht. 

Wenn Du Jesus einmal gesehen hast, dann bist du nie wieder wie vorher. Andere Dinge können dich nie mehr so in Anspruch nehmen. – Wenn du nur siehst, was er für dich getan hat, dann ist dein Gott zu klein. Aber wenn du eine Vision von ihm hattest, und du hast ihn gesehen wie er wirklich ist, dann zählt es nicht mehr viel, was dir im Leben begegnet; Du kannst entschlossen Deinen Weg gehen, weil Du den unsichtbaren Gott vor Augen hast. (Hebräer 11,27) – Hast du Jesus gesehen? Dann wünschst du dir, dass andere ihn auch sehen: „Und die gingen auch hin und verkündeten es den anderen. Aber auch denen glaubten sie nicht.“ (Markus 16,13). Wenn du ihn siehst, dann musst du es jemandem sagen, auch wenn er es nicht glaubt. Oswald Chamber aus „Mein Äußerstes für sein Höchstes neu“ Seite 158

.

Johannes 1,47-49

Freitag 8.1.2021 – Der Fokus: Johannes 1,35-51 Die Berufung der ersten Jünger - Johannes 1,47-49Jesus begegnen und verwandelt werden - GRÜWZL 471

Jesus so oft wie möglich kontemplativ begegnen, um so von ihm durchschaut werden und ihm fasziniert nachfolgen zu können

Die Faszination:

Johannes 1,47-49  Als Jesus Natanaël kommen sah, sagte er: "Das ist ein wahrer Israelit, ein Mann ohne Falschheit." "Woher kennst du mich?", fragte Natanaël. Jesus antwortete: "Ich sah dich, als du noch unter dem Feigenbaum saßt, bevor Philippus dich rief." Da erklärte Natanaël: "Rabbi, du bist der Sohn Gottes! Du bist der König Israels!"

Jesus verblüfft den Natanael, dass er seinen Charakter und Wesen kennt. Der Israelit ohne Falschheit fühlt sich durchschaut. Jesus spricht ihn auf den Feigenbaum an, unter dem er offensichtlich eine tiefe spirituelle Erfahrung gemacht hat. Jesus offenbart mit diesem Hinweis dem Natanael, dass er den Menschen kennt, dass er es nicht nötig hat, dass andere ihm etwas über den Menschen erzählen. Jesus kennt jeden Einzelnen und schaut in die Tiefe seines Herzens. Wir können uns Jesus nicht nähern, ohne durchschaut, ohne mit unserer eigenen Wahrheit konfrontiert zu werden. Dem Glaubenden – so sagt Bultmann – wird in der Begegnung mit Jesus die eigene Existenz erhellt und aufgedeckt. Anselm Grün aus „Jesus, Wege zum Leben“ Seite 471

Foto Holgus

.

Daniel 10,19 / Offenbar. 1,17 / 1.Korinther 3,18

Freitag 27.11.2020 – Der Fokus: Daniel 10,1-21 Die Vision der Herrlichkeit Gottes - Daniel 10,19 / Offenbarung 1,17 / 1.Korinther 3,18Jesus anschauen und verwandelt werden - Elias Schrenk

Den Fokus zunehmend darauf ausrichten, Jesus wie durch eine Kamera mit einer langen Belichtung des Geistes wahrzunehmen und Bilder von ihm zu schießen, die uns in unserem Inneren verwandeln

Die Faszination:

Dan 10,19 Und er sprach: Fürchte dich nicht, du liebenswerter Mann! Friede sei mit dir! Sei stark und fest! Und als er so mit mir redete, wurde ich gestärkt, und ich sprach: Mein Herr, rede; denn du hast mich gestärkt!

Daniel sah im Gesicht die herrliche Gestalt des Herrn, ähnlich wie Johannes sie sah nach Offenbarung 1,17 Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seine Füße. Aber er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: "Hab keine Angst! Ich bin der Erste und der Letzte. Daniel sinkt zu Boden, wie Johannes, vor der überwältigenden Herrlichkeit der himmlischen Erscheinung und hat keine Kraft mehr. Auch die geheiligtsten Persönlichkeiten können den Anblick des Herrn der Herrlichkeit nicht ertragen. Erst in der Ewigkeit wird uns sein Anschauen selig sein lassen, wenn wir ihm gleich sein werden. Hier ist unsere Vorbereitungszeit dazu: Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht. (1.Kor.3,18). Halten wir im Gedächtnis, dass unser höchstes Ziel ist: Gott zu schauen und lassen wir uns das ein Antrieb sein, der Heiligung nachzujagen. Der schwach am Boden liegende Daniel wird drei Mal angerührt und gestärkt und vom Herrn angeredet: „Du lieber Daniel;“ „fürchte dich nicht, du lieber Mann.“ Er ist dem Herrn lieb, weil ihm das Wohl und die Zukunft seines Volkes so sehr am Herzen liegt, des Volkes, an das auch Gott so viel Liebe und Treue gewandt hat. Elias Schrenk aus Evangeliums.net