Thomas Merton - Christliche Kontemplation

Thomas Merton - Christliche Kontemplation

Die Bücherstudien

Die Kontemplation ist eine Art spiritueller Schau, nach der sich Verstand und Glaube gleichermaßen sehnen, und zwar von Natur aus, denn ohne sie müssen der Verstand und der Glaube immer unvollendet bleiben. Dennoch ist die Kontemplation kein Schauen, denn sie sieht "ohne zu sehen", und weiß, "ohne zu wissen". Sie ist Glaube in einem tieferen Sinn, ein zu tiefes Wissen, als dass es sich in Bilder, in Worte oder sogar klare Begriffe fassen ließe. 

Die Kontemplation reicht in das Wissen und sogar in die Erfahrung des transzendenten Gottes hinein. Sie erkennt Gott, indem sie ihn anscheinend berührt. 

Die Kontemplation ist mehr als die gedankliche Beschäftigung mit abstrakten Wahrheiten über Gott, ja mehr sogar mehr als die affektive Betrachtung der Wahrheiten, an die wir glauben. Sie ist das Erwachen, das Erleuchtetwerden und das staunende intuitive Erfassen, mittels dessen die Liebe die Gewissheit gewinnt, dass Gott kreativ und dynamisch in unser Leben eingreift.

Aus dem Kapitel "Was ist Kontemplation" aus dem Buch "Christliche Kontemplation" MERCHK Seite 23-29 von Thomas Merton  für Die Kontemplationen des Jesuslaufs

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Lukas 8,11

Donnerstag 7.4.2016 – Der Fokus: Das Gleichnis vom Säemann und sein Sinn Lukas 8,4-15 - Die aktuelle StudieLukas 8,11Der Christ als Humus / Die Geschehen des Alltags fruchtbar transformieren - MERDCK 42f

Wie immer besserer Humus, die Samen des Wortes Gottes, aber auch Samen von oft scheinbarem Unkraut der Geschehen oder auch von wunderbaren Momenten des Alltags in uns aufnehmen und lernen fruchtbare Pflanzen aus ihnen heraus wachsen lassen zu können

Die Faszination: 

Jeder Augenblick und jedes Ereignis im Leben eines jeden Menschen auf Erden sät etwas in seine Seele. Denn wie der Wind Tausende geflügelter Samenkörner mit sich trägt, so bringt auch jeder Augenblick Keime voller spiritueller Vitalität mit sich, die sich unwahrnehmbar in das Denken und Wollen des Menschen einsenken. Die meisten dieser unzähligen Samenkörner sterben ab und gehen verloren, da die Menschen nicht dafür bereit sind, sie aufzunehmen. Denn Samenkörner dieser Art können nur im guten Boden der Freiheit, Spontanität und Liebe aufgehen. – Das ist keine Vorstellung. Schon vor langer Zeit sagte uns Christus im Gleichnis vom Sämann: „Der Sämann ist das Wort Gottes“. Lukas 8,11. Meistens meinen wir, das beziehe sich nur auf das Wort des Evangeliums, wie es offenbar sonntags in der Kirche verkündet wird (soweit es in den Kirchen überhaupt noch wirklich verkündet wird). Aber in Wirklichkeit ist jeder Ausdruck des Willens Gottes in gewissem Sinn ein „Wort“ Gottes und deshalb ein „Samen“ neuen Lebens. Die sich ständig verändernde Wirklichkeit , inmitten derer wir leben, sollte uns für die Möglichkeit eines ununterbrochenen Dialogs mit Gott aufwecken. – Solange der Geist der Gefangene der allgemein üblichen Vorstellungen und der Wille nur der Sklave seiner eigenen Begierlichkeiten sind, können sie nicht die Samenkörner einer ungewohnten Wahrheit und einer übernatürlichen Sehnsucht aufnehmen. – Würde ich wirklich nach Gott Ausschau halten, so würde jedes Ereignis und jeder Augenblick meinem Willen Samenkörner seines Lebens in mich einstreuen, die eines Tages zu einer unermesslichen Ernte aufgehen würden. Thomas Merton aus „Die christliche Kontemplation“ Seite 42f 


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Psalm 104,28-30 / 1.Johannes 4,16

Donnerstag 27.7.2023 – Der Fokus: Psalm 140,27-35 Der allmächtige Gott wird verherrlichtPsalm 104,28-30 / 1.Johannes 4,16Die Liebe Gottes - MERCHK 44f – Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich ...

Die Liebe Gottes durch Christus aber auch durch unseren Alltag wahrnehmen lernen, dass wir ihn verherrlichen und lieben lernen können

Die Faszination: 

Psalm 104,28-30 Du gibst ihnen, und sie sammeln sie ein. Du öffnest deine Hand: Sie werden an guten Dingen satt. Du verbirgst dein Gesicht: Sie werden verstört. Du entziehst ihren Atem: Sie vergehen und werden wieder zu Staub. Du sendest deinen Lebensgeist: Sie werden geschaffen. Du erneuerst das Gesicht der Erde. Die Herrlichkeit Jahwes bleibe ewig! Jahwe freue sich an seinen Werken!

Wir müssen wahrnehmen lernen, dass die Liebe Gottes uns in jeder Situation sucht und und dass sie unser Bestes sucht. Seine unerforschliche Liebe ist auf unser Erwachen aus. - Würde ich wirklich nach Gott Ausschau halten, so würde jedes Ereignis und jeder Augenblick meinem Willen Samenkörner seines Lebens in mich einstreuen, die eines Tages zu einer unermesslichen Ernte aufgehen würden. - Denn es ist die Liebe Gottes, die mich in der Sonne wärmt, und es ist die Liebe Gottes, die den kalten Regen schickt. Es ist die Liebe Gottes die mich mit dem Brot nährt, das ich esse, und es ist Gott, der mich auch mit Hunger und Fasten nährt. Es ist die Liebe Gottes, die die Wintertage schickt, wenn mir kalt ist und ich krank bin, und den heißen Sommer, wenn ich schwer arbeite und meine Kleider schweißgetränkt sind. Aber es ist auch Gott, der mich mit leichten Winden vom Fluß her umstreicht und mich von den Brisen aus dem Wald heraus anweht. Seine Liebe breitet den Schatten der Plantane über mir aus und schickt den Jungen, der mit einer Wasserkanne von der Quelle her an der Rand des Weizenfelds kommt, wo die Erntearbeiter rasten und die Maulesel unter dem Baum stehen. 

Vielmehr sollt in allem, was geschieht, mein einziger Wunsch und meine einzige Freude das Wissen sein. „Hier ist das, was Gott für mich gewollt hat. Hierin finde ich seine Liebe und indem ich dieses annehme, kann ich ihm seine Liebe zurückgeben und mit ihr auch mich selbst ihm schenken. Denn idem ich mich selbst hingebe, finde ich ihn und er ist das Leben, das für immer bleibt! Thomas Merton aus „Die christliche Kontemplation“ Seite 44f

1.Johannes 4,16 Wir haben jedenfalls erkannt, dass Gott uns liebt; und wir glauben an seine Liebe. Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe lebt, der lebt in Gott, und Gott lebt in ihm.

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Römer 2,1

Mittwoch 22.9.2021 – Der Fokus: Römer 2,1-16 Die Sinnlosigkeit des Richtens - Römer 2,1Die Heiligung / Die Sünde Richten - MERCHK 100

Die verbale, aber auch die innere Verurteilung von Menschen ablegen, indem wir das Gute in ihnen wahrnehmen und  erkennen dass wir uns selber verurteilen, wenn wir sie verurteilen würden  

Das Problem und die Lösung:

Römer 2,1 Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, lieber Mensch, auch wenn du das alles verurteilst. Du sitzt zwar über einen anderen zu Gericht, doch verurteilst du dich damit selbst, denn du tust ja genau das, was du verurteilst.

Diejenigen, die Heiligsein als einziges Ziel für ihr Leben erklärt haben und die diesen Weg gegangen sind, fanden schließlich heraus, dass in allem Heiligkeit steckt und Gott sie von allen Seiten umgibt. Nachdem sie jeden Wunsch nach dem Wettstreit – und dem Vergleich – mit Menschen aufgegeben haben, waren sie plötzlich aufgewacht und darauf gekommen, dass die Freude Gottes überall ist, uns sie waren fähig, sich über die Tugenden und das Gutsein anderer mehr zu freuen, als sie sich über ihre eigenen Tugenden und eigenes Gutsein je hätten freuen können. Sie sind derart von der Spiegelung Gottes in den Seelen der Menschen in ihrer Umgebung benommen, dass sie gar nicht mehr die Kraft haben, irgendetwas, das sie in anderen sehen, zu verurteilen. Selbst in den größten Sünden können sie Tugenden und ein Gutsein sehen, das niemand anderer in ihnen zu entdecken vermag, sofern sie überhaupt noch über sich selbst nachdenken. Diese Idee, sich mit jemandem anderen zu vergleichen, ist ihnen ganz abhandengekommen. Thomas Merton aus „Christliche Kontemplation“ Seite 100 

Die aktuelle Ermutigung die Bibel zu studieren

Normalerweise ist die Bibel oder ein spirituelles Buch, zu dem wir greifen, um gut ins Gebet hineinzukommen, bei der wir das bloße "Denken" so weit wie möglich sein lassen. Sobald wir auf einen Abschnitt oder Satz stoßen, der uns besonders anspricht, sollten wir im Lesen stille halten, seinen Inhalt im Geist bewegen, ihn auf uns einwirken lassen. ihn uns vor Augen halten und in der allgemeinen, entspannten, unangestrengten Erwägung seines Inhalts ruhen, nicht in dessen Einzelheiten, sondern in seiner Gesamtheit, als etwas, dass wir uns als Gesamtes, als etwas, das wir uns als Ganzes zu Gemüte führen und verkosten sollten. Und so gehen wir aus dieser Ruhe in die stille Erwartung Gottes über. Thomas Merton aus "Christliche Kontemplation" Seite 333  

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Mittwoch 19.10.2016 – Johannes 4,34 - MERCHK 362 - Jesus als Sohn

Zunehmend leer, sich vom Leben Gottes füllen lassen, von dem wir und dann andere - wie von bestem Wein - kosten können. Foto Fotolia

Die Faszination: Johannes 4,34 Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk. Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden.

Der Mensch, der sich der Kontemplation hingibt, wendet sich der schweren, unverständlichen und schlichten Form der Buße zu, weil sie seiner Seele Ruhe geben und ihn mit Frieden erfüllen kann. Dennoch ist sein Motiv, diese Mittel zu praktizieren, jetzt nicht mehr sein Wissen darum, dass sie sein Herz reinigen und vervollkommnen, sondern einfach der Umstand, dass er in nichts mehr ruhen kann, was seinem eigenen Willen entspringt. Sein Friede liegt jetzt im Willen eines anderen. Er findet seine Freiheit in der Abhängigkeit von Gott auf dem Weg über einen anderen. Das ist der wirklich kontemplative Mensch. Er nährt sich vom Gehorsam und findet seinen Frieden in der Einfachheit eines Kindes oder Novizen, denn deren Einfachheit ist mehr oder weniger eine Art von negativer Einfachheit: die Einfachheit solcher, in denen sich die Fähigkeit zu kompliziertem Verhalten noch nicht entwickeln konnte. Im Kontemplativen dagegen hat sich jetzt alles Komplizierte zu legen begonnen und es vergeht im Einssein und Leersein und inneren Frieden. – Der von seinem Leersein genährte, mit Armut ausgestattete und durch seinen einfachen Gehorsam von allem Kummer befreite Kontemplative trinkt aus dem Willen Gottes in allen Dingen Stärke und Freude. Thomas Merton MERCHK 362

Das Selbst

Es ist ein großer Fehler, die Person (das spirituelle und verborgene, mit Gott vereinte Selbst) mit dem Ego zu verwechseln, dem äußeren, empirischen Selbst, der psychologischen Individualität, die eine Art Maske für das innere und verborgene Selbst darstellt. Dieses äußere Selbst ist nichts als ein dahinschwindender Schatten. Seine Biographie und seine Existenz enden beide miteinander im Tod. Für das innere Selbst dagegen gibt es weder eine Biographie noch ein Ende. Das äußere Selbst kann vieles „haben“, vieles „genießen“,, aber am Ende sind alle seine Habseligkeiten, Genüxse und Leistungen nichts; ein Schatten, ein Kleid, das weggeworfen wird und zerfällt. Thomas Merton aus „Christliche Kontemplation“ Seite 381